Die besondere Kultur der frühindustriellen Fliesen deutscher Fabriken von 1880 bis 1930
Nach der ersten Ausstellung deutscher Fliesen dieser Epoche frühindustrieller Produktionen vor dreizehn Jahren, also eines der ersten Projekte unseres Museums nach seiner Gründung, folgten etliche internationale Sonderausstellungen und thematische Sonderschauen.
Jetzt, nach zwölf Jahren, findet wieder eine Präsentation frühindustrieller Fliesen deutscher Fabriken statt, die verglichen mit der ersten, vielseitiger und umfangreicher ist, zumal wir inzwischen über einen größeren Fundus und interessante Leihgaben bzw. Überlassungen verfügen. Fand die erste Ausstellung schon großen Zuspruch und Anerkennung in Fach- und Besucherkreisen, versprechen wir uns für diese Präsentation wieder große Beachtung, auch im internationalen Freundeskreis.
Ohne eine Wertung zwischen manufakturell und industriell gefertigten Fliesen anzustreben, betonen wir die neue, eigene Kultur der industriell gefertigten Produkte, die sich in vielerlei Hinsicht von der handgefertigten unterscheiden, in einer Epoche, geprägt vom Stil des Historismus, besonders vom Jugendstil wie vom strengen Charakter des Art decor. Während dieser Zeit konkurrierten Fliesenfabriken in Europa, vor allem in England, Belgien, Spanien und Deutschland miteinander und beeinflussten die enorme Vielfalt gegenseitig.
Die Boizenburger Fliesenfabrik, 1903 als eine der jüngsten von etwa zwanzig Fabriken in Deutschland, spielte eine sehr bedeutende Rolle, verfügte sie doch bereits über die damals modernste technische Ausstattung.
Da gleichzeitig mit der allgemeinen Industrialisierung in Europa eine intensive gesellschaftliche Bautätigkeit die Folge war, wuchs der Bedarf an Fliesen für Böden und Wände allgemein und an Schmuckfliesen für repräsentative architektonische Situationen im Besonderen. Da die Fabriken Fliesen in bislang ungekannten Stückzahlen produzierten, war es ihnen möglich, neben akademisch geschulten, technischen Fachkräften auch fachlich qualifizierte Musterentwerfer, also Künstler, zu beschäftigen. Das garantierte hohe technische Qualität und gestalterische Vollkommenheit der Erzeugnisse.
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